Etymologie

Bann

Bann m. „Verbannung; Ausschluss oder Ausweisung aus einer Gemeinschaft“ ist bereits seit althochdeutscher Zeit ein wichtiger Rechtsbegriff, der auch ins Mittel­lateinische entlehnt wurde und sich von dort aus in romanische Sprachen verbreitet hat (s. Bandit). Zugrunde liegt ein germanisches Substantiv *ƀanna- m. „Bann“ (s.d.), das neben ahd. ban m. (a-St.) auch in afries. ban(n), bon n., anord. bann n. „Gebot, Verbot; Bann, Acht“, aengl. (ge)ban(n) n. „Gebot, Edikt; Bann“ bezeugt ist. In urgerman. *ƀanna- und dem urgerman. Verb *ƀanne/a- „reden, sprechen, gebieten; bannen“ liegt eine Form mit analogischer Verallgemeinerung eines n-Infix-Präsens uridg. *bh-ne/n-h2- (auch in aind. bhanati 3.Sg. „spricht“, khotan. banāre 3.Pl. „aufschreien“; EWAia II: 244 rekonstruiert mit Fragezeichen eine Nebenform uridg. *bhen- „sprechen“ neben *bheh2- „sprechen“. LIV²: 69f. rechnet wie Lühr 1976: 92 mit Verallgemeinerung eines n-Infix-Präs. für das Indoiranische) zur uridg. Wurzel *bheh2- „sprechen, sagen“ vor (EWA I: 453ff., 459f.; LIV²: 69f; Kroonen 2013: 52), das geminierte -nn- geht nach Lühr 1976 auf die Folge uridg. n + Laryngal zurück (Zu bannen s. Lühr 1976: 92).

Literatur:
EWA = Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
EWAia = Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill. 
LIV² = Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
Lühr, Rosemarie 1976: „Germanische Resonantengemination durch Laryngal“, Münchener Studien zur Sprachwissenschaft 35: 73-92. 

Autorin: Sabine Ziegler