Etymologie

Iris

Iris f. „Regenbogenhaut um die Pupille“, ist in dieser Bedeutung seit dem 18. Jh. zuerst bei Albrecht von Haller 1772 bezeugt; nur bei ihm ist es ein Maskulinum (z.B. in MASCHEN- BROECK leugnet , daß sich der Iris von Muskeln verengern lasse), bei Georg Forster (1778) und auch sonst ist es Femininum (z.B. Die Iris des Auges fanden wir schön gelb […]). Das Mittelhochdeutsche kennt das Hapax legomenon îrîs (nur in Parzival 791, 14, vgl. Lexer und BMZ) nur in der Bedeutung „Edelstein“, im Frühneuhochdeutschen und Älteren Neuhochdeutschen überwiegt die Bedeutung „Schwertlilie“ (eine Blume, die in verschiedenen leuchtenden Farben, vor allem gelb, blau, lia, violett, vorkommt; vgl. z.B. das Gewächs / welche die Frucht Ananas treget / ist an Gestalt gleich der weissen Schwertelwurtzel Jris genant, Gottfried 1631, nach DTA).
Das Wort ist in allen Bedeutungen über das Lateinische letztlich aus dem Griechischen entlehnt. Zugrunde liegt griech. īris f. „Regenbogen, Halo (um den Mond), Lichtkreis einer Kerze; Pfauenaugen (kreisförmige, bunte Muster auf einem Pfauenschwanz); Edelstein; Schwertlilie; buntes Gewand“. Iris als Personifizierung des Regenbogens bezeichnet die griechische Götterbotin. Auszugehen ist von der Bedeutung „Regenbogen, Halo, Lichtkreis“. Das Wort setzt eine innergriechische Bildung urgriech. *ih1-r-i- als i-Ableitung eines zwar nicht im Griechischen, jedoch im Germanischen bezeugten uridg. *-ro- oder eher -reh2-Stammes aisl. vírr f. „Metalldraht“, víravirki „Geflecht aus Metalldraht“, aengl. wīre f. „Metall-, Gold-, Kupfer- etc. draht“, mndd. wīre f. „Metalldraht“ fort. Diese Bildungen beruhen somit auf uridg. *ih1-ro-/-reh2- mit der Ausgangsbedeutung „Gebogenes“ und gehören zu einer uridg. Wurzel *eh1-/*eh1i- „biegen“. Die Benennung des Regenbogens nach der Biegung ist nicht nur im Deutschen Regenbogen nachweisbar, sondern z.B. auch in aind. cā́pa- m., n. "Bogen (als Waffe), Regenbogen".

Literatur:
Beekes, Robert S.P. 2009: Etymological Dictionary of Greek. Amsterdam: Brill. 
DTA = Deutsches Textarchiv. http://www.deutschestextarchiv.de/ 
Falk, H.S./Torp, Alf: Norwegisch-Dänisches Etymologisches Wörterbuch. 2 Bde., Heidelberg: Carl Winter, 1910/1911.
Goebel, Ulrich/Reichmann, Oskar 1986–: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Begr. von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel, Oskar Reichmann. Bd. 1–. Berlin u.a.: de Gruyter.
Gottfried, Johann Ludwig: Newe Welt Vnd AmericanischeHistorien. Frankfurt (Main), 1631.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichenKörpers. Bd. 5. Berlin, 1772.
Köbler MnddWb = Köbler, Gerhard: Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 3. Auflage 2014, online unter http://www.koeblergerhard.de/mndwbhin.html.
Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
Magnússon, Ásgeir Blöndal 1989: Íslensk Orðsifjabók. Reykjavík: Orðabók Háskólans 
Mayrhofer, Manfred 1992–2001: Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen. 3 Bde. Heidelberg: Winter.
Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866. Online auch unter http://woerterbuchnetz.de/BMZ/
OED = Oxford English Dictionary. www.oed.com. 
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Rix, Helmut/Kümmel, Martin 2001: Lexikon der indogermanischen Verben: LIV; die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. Unter Leitung von Helmut Rix und der Mitarbeit vieler anderer bearb. von Martin Kümmel, Thomas Zehnder, Reiner Lipp, Brigitte Schirmer. 2., erw. und verb. Aufl., bearb. von Martin Kümmel und Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert.
 
Autorin: Sabine Ziegler