Lauscher
Lauscher ist ein Nomen instrumenti mit dem Suffix -er zu dem Verb lauschen
wie z.B. Horcher von horchen oder Regler von regeln.
Das Suffix -er bildet in der Regel Nomina agentis, seltener Nomina
instrumenti und Nomina acti. Deswegen bezeichnet Lauscher in der Mehrzahl der Belege eine
‚Person, die lauscht‘. Als Nomen instrumenti aber bezeichnet Lauscher
die ‚Tierohren‘. z. B. änhd. Bei den Jägern nennt man Lauscher oder Luser die
Ohren des Rot-, Damm- und Rehwildes (Hartig Lehrbuch für Jäger (1832) S.
65). Frühere Belege für Lauscher ‚Tierohr‘ sind nicht bezeugt. lauschenist ein lautgerechter
Fortsetzervon mhd. lûschen Lauscher als Bezeichnung und für ‚Ohr‘ aus
der Jägersprache übernommen, dabei wird es in der Anwendung auf das menschliche Ohr
eher scherzhaft gebraucht. Auch die Redewendung die Lauscher aufstellen
zeigt diesen Zusammenhang noch ganz deutlich, da nur bestimmte Tiere in der
Lage sind, die Stellung der Ohren deutlich zu verändern. Die Verwendung von Lauscher
für das menschliche Ohr geht nicht vor das 20. Jhd. zurück, ein Beleg ist z. B. Nhd. Ich
stelle also meine journalistischen Lauscher auf, fahre die Antennen aus, nehme
Witterung auf, gehe ganz nah ran und sage mir immer wieder: Schreib das auf,
Fuhr! (Duden 2000 s.v.).
lauschen ist ein schwaches Verbum, das im
spmhd. als lūschen bezeugt ist. Es gehört semantisch zu losen
"hören", ahd. losên (EWA V: 1442f.), zeigt sich aber in der
Lautform eines Verbs mit anderer Bedeutung (zu diesem s. lauern). Die
Zusammenhänge sind unklar: Entweder sind zwei ursprungsverschiedene Bildungen
lautlich zusammengefallen, oder das ältere lûschen ist semantisch von losen
beeinflusst worden.
Literatur:
Duden = Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hg.) 2000: Duden – Das große Wörterbuch.
Mannheim: Verlag Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG.
CD-ROM auf der Basis der 3., völlig neu bearb. und erw. Auflage der
Buchausgabe in 10 Bänden (1999).
Karg-Gasterstädt, Elisabeth u.a. 1952–: Althochdeutsches Wörterbuch.
Auf Grund der von Elias von Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im
Auftr. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. von
Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings. Bd. 1–. Berlin:
Akad.-Verl.
Kluge, Friedrich 2011: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Begr. Friedrich Kluge, Bearb. Elmar Seebold. 25., durchges. und erw. Auflage. Berlin u.a.: de Gruyter.
Kroonen, Guus 2013: Etymological Dictionary of Proto-Germanic, Leiden-Boston: Brill.
EWA = Lloyd, Albert L./Lühr, Rosemarie 1988–: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Bd. 1–. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Pfeifer, Wolfgang (Hg.) 1993: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2 Bde. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin: Akad. Verl.
Autorin: Sabine Ziegler